Was an symbolischer Bedeutung in diese Geschenke der drei Weisen oder Magier oder Könige interpretiert wird, können einem Vertreter der christlichen Gemeinschaft erklären. Fachpersonen der TCM sehen den Sinn dieser Geschenke in ihrem vielfältigen medizinischen Nutzen. Weihrauch und Myrrhe sind original nicht in China vorhanden. Sie wurden von Händlern aus Vorderasien, Indien, Ostafrika und Arabien importiert.
Doch was ist mit Gold? Kann man schliesslich nicht essen. Oder doch? Blattgold als Schnipsel in alkoholischen Getränken oder als Goldstaub auf Desserts oder als dekadente Umwicklung eines Steaks (Hallo Franck Ribéry!) ist zwar essbar und auf der Liste der Zusatzstoffe als Nummer E175 gelistet. Aber es ist unverdaulich.
In der westlichen Medizin waren Goldtherapien bis vor einiger Zeit gegen Rheumatoide Arthritis (= Chronische Polyarthritis) üblich.
Eine Interpretation für das Goldgeschenk besteht darin, dass es sich um Kurkuma gehandelt haben könnte, das aufgrund seiner vorzüglichen medizinischen Eigenschaften als Gold des Orients galt.
Der medizinische Gebrauch von Weihrauch und Myrrhe interessiert Sie? Unser Werkzeug Compleweb enthält die nötigen Informtionen:
In www.compleweb.ch finden Sie zu allen Mitteln im Kompendium die Basisinformationen, wie sie auch die gängigen Lehrbücher beschreiben.
Die beiden Harze sehen ähnlich aus und Verwechslungen sind häufig, absichtliche Täuschungen ebenfalls.
Das Chinesische Arzneibuch schreibt für Weihrauch (Ru Xiang, Olibanum, Frankincense) als Stammpflanze Boswellia sacra (Synonyme: Boswellia carterii, Boswellia bhaw-dajiana) vor. Es darf aber bezweifelt werden, ob die Handelsware immer dieser Stammpflanze entsprach/entspricht. Da das Harz aus fernen Ländern importiert wird, dürfte dessen wahre Identität den TCM-Fachpersonen in China zumindest in der Vergangenheit nicht ohne weiteres erkennbar gewesen sein. Auch heutige westliche Phytopharmafirmen sind auf zuverlässige Lieferanten angewiesen. Weihrauchprodukte werden zudem im Internet zu Hauf angeboten, ob einwandfrei identifiziert und qualifiziert, darf bei manchen Anbietern bezweifelt werden.
Complemedis beauftragte das Labor Phytax www.phytax.ch mit der Untersuchung von Weihrauchprodukten. Complemedis vermutete, dass viele Produkte nicht dem entsprachen, was die Etikette behauptete.
Die Fachpersonen bei Phytax stellten dabei einiges klar:
Es gibt laut Fachliteratur 24 Arten von Boswellia. Im medizinischen Bereich werden die zwei Arten Boswellia serrata und Boswellia sacra am häufigsten genannt.
Boswellia serrata wird gemeinhin als indischer Weihrauch bezeichnet, Boswellia sacra als arabischer.
Boswellia serrata hat mehrere Synonyme: Boswellia glabra, Boswellia hirsuta und andere.
Boswellia sacra läuft synonym auch unter Boswellia carterii und auch unter Boswellia bhaw-dajiana.
Als für den medizinischen Bereich wichtig erachtet werden die Boswelliasäuren, die als Harzsäuren bezeichnet werden. Daneben enthalten Boswelliaarten auch ätherische Öle und Schleimstoffe.
Das Labor Phytax legte 2023 einen 141-seitigen Bericht vor, der alle Aspekte der Identifikation und Qualifizierung von Weihrauch umfasst und darf sich daher als Referenzlabor für dieses Thema empfehlen.
Die Beurteilung der Qualität einer Charge Weihrauch beginnt mit der makroskopischen Begutachtung. Der Zeitpunkt der Ernte zeigt sich an der Farbe. Die erste Ernte ist dunkler als eine spätere, was in der Historie dieses Produktes als minderwertig angesehen wurde.
Es folgt eine sog. organoleptische Prüfung, bei der nach Geschmack und Geruch unterschieden wird.
Anschliessend folgt die mikroskopische Prüfung unter Zuhilfenahme von verschiedenen Reagenzien, welche gewisse Strukturen besser erkennen lassen.
Weiter geht es in der Analytik mittels Dünnschichtchromatographie, bei der die farbigen Banden bezüglich Position auf dem Laufstreifen und ihrer Intensität gewisse Inhaltsstoffe vermuten lassen.
Im nächsten Schritt wird es nun richtig teuer: mit der HPLC-Methode werden die vermuteten Inhaltsstoffe exakter erfasst und quantitativ gemessen. Wenige Milligramm Referenzsubstanzen kosten Hunderte von Franken und reichen nur für wenige Proben. Dazu kommen nochmals Hunderte von Franken für die sog. Säulen, in denen die Probe läuft und auch diese haben nur eine kurze Lebenszeit. Mit dem Geld für ein HPLC-Gerät ohne die obgenannten Verbrauchsmaterialien könnte man sich einen schnittigen Sportwagen im sechsstelligen Preissegment kaufen. Die jährlichen Wartungsarbeiten schenken beim HPLC-Gerät ähnlich ein wie für den Oberklassewagen.
Boswelliasäuren des Typs Beta werden von westlichen Pharmakologen als die wirksamen entzündungshemmenden Inhaltsstoffe gelten, die gegen rheumatische Prozesse, entzündliche Darmerkrankungen, Asthma und Hautprobleme eingesetzt werden. Bei Hirntumoren vermag Boswellia offenbar Hirnödeme zu reduzieren. Die TCM nennt bekanntlich weitere Indikationen, zum Beispiel die beruhigende Wirkung.
Die pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffe kommen in den vielen Boswelliaarten in unterschiedlichen Konzentrationen vor, aber nicht nur das, sie variieren auch je nach Erntezeitpunkt des Harzes. Die erste Ernte wird als minderwertig betrachtet und die letzte als besonders hochwertig.
Aufgrund all dieser Tatsachen ist es schwierig, herauszufinden, welcher Art ein auf dem Markt angebotenes Weihrauchprodukt entspricht.
Aus TCM-Sicht lediglich auf ein Gehaltsmaximum an Beta-Boswelliasäuren zu setzen, widerspricht dem ganzheitlichen Ansatz der TCM, die auf die Gesamtheit der Inhaltsstoffe und deren Interaktionen in einer Pflanze setzt.
Es wurde schon beobachtet, dass Weihrauchharz nicht nur mit Myrrhe verwechselt oder verschnitten, sondern auch mit weiteren Harzen wie zum Beispiel Styrax, dem Harz von Liquidambar orientalis (Su He Xiang) oder Bernstein = Amber (Hu Po) gemischt und letzterer wiederum durch billiges Kolophonium (Geigenharz) ersetzt wurde.
Übrigens: der Lieferant des Harzes Styrax, Liquidamber orientalis ist nicht auch der Lieferant von in der TCM genutzten Fructus Liquidambaris (Lu Lu Tong).
Lu Lu Tong liefert Liquidambar formosana. Eine dritte Art Amberbaum ist der amerikanische: In der Schweiz wird der Amerikanische Amberbaum (LIquidambar styraciflua) oft als Zierbaum gepflanzt. Er verträgt Kälte, Nässe, Wärme und Trockenheit gut und dürfte in Zeiten der Klimaerwärmung in Zukunft noch häufiger zu sehen sein. Dem ungeübten Auge erscheint er wegen seiner Blätter als Ahorn. Von Amberbäumen (Liquidambar) gibt es nur vier Arten, vom amerikanischen Amberbaum aber viele Sorten, nämlich rund 35.
Nun wünsche ich Ihnen viel Glück, dass Sie am heutigen Dreikönigstag gewinnen und wenigstens einen Tag lang in der Funktion der Königin oder des Königs den Gang der Welt in die positive Richtung lenken.
Severin Bühlmann
6. Januar 2024
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